Früherkennung von koronaren Herzerkrankungen durch ein EKG

Igel-Leistung
Ein Elektrokardiogramm, kurz EKG, misst die elektrischen Aktivitäten der Herzmuskelfasern. Hierdurch sollen rechtzeitig Rhytmus- oder auch Durchblutungsstörungen erkannt werden.

Es gibt das Ruhe-EKG, bei dem der Patient meist liegt und das Belastungs-EKG bei dem der Patient sich während der Messung körperlich anstrengt.
Bei Beschwerden ist das EKG Kassenleistung, in allen anderen Fällen eine IgeL, welche gerne im Rahmen einer „Herz-Kreislauf-Vorsorge“ angeboten wird. Sie kostet zwischen 20 und 75 €.

Kornorare Herzerkrankungen

Als häufigste Todesursache liegen die kornoraren Herzkrankheiten (KHK) in Deutschland an erster Stelle. Das Risiko an dieser Krankheit zu erkranken oder daran zu sterben steigt im Laufe des Lebens, wobei Männer ein höheres Risiko haben als Frauen und hieran auch früher sterben.

Die koronare Herzkrankheit ist eine chronische Erkrankung, bei der die Blutgefäße, die das Herz versorgen, mit der Zeit immer enger werden und das Herz somit nicht mehr genügend Nährstoffe und Sauerstoff erhält. Daraus resultierende Krankheiten sind Herzinfarkt oder Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, die benötigte Blutmenge durch das Herz zu pumpen.
Auch eine Angina pectoris kann auftreten. Das ist ein Engegefühl in der Brust, das durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung ausgelöst wird und keine eigenständigen Krankheit ist, sondern nur ein Symptom.

Technik des EKG

Jedem Herzschlag geht eine elektrische Erregung voraus, die so stark ist, das sie sich an der Körperoberfläche messen lässt. Dieser Impuls sorgt dafür das die vier Herzkammern kontrahieren.

Um den Impuls zu messen werden Elektroden auf bestimmte Punkte der Körperoberfläche geklebt. Aus den, bei dieser Aufzeichnung entstehenden Erregungsmustern, lassen sich Rückschlüsse auf mögliche Schädigungen des Herzens schließen.

Das Ruhe-EKG wird meist im Liegen angefertigt und dauert nur einige Sekunden.

Beim Belastungs-EKG strengt sich der Patinet während der Messung an, meist auf einem Ergometer oder Laufband. Durch dieses Verfahren sollen Herzkrankheiten erkannt werden, die sich erst unter Belastung bemerkbar machen.

Nutzen, Schaden und Leitlinien
Es gibt drei passende Leitlinien zum Thema EKG zur Früherkennung von KHK.

Die „US-Arbeitsgruppe zu Vorsorge-Maßnahmen“ (USPSTF) empfiehlt Menschen ohne Beschwerden und mit einem niederigen Risiko kein Belastungs- oder Ruhe-EKG. Auch für Menschen mit mittlerem oder hohem Risiko gibt es keine ausreichenden Beweise zu Nutzen oder Schaden das EKG. Ein Leitlinie aus Singapur von 2011 empfiehlt Menschen ohne Beschwerden kein Ruhe-EKG.
Lediglich bei Erwachsenen ohne Beschwerden, aber mit mittlerem Risiko, wird ein Belastungs-EKG laut Europäische Leitlinie von 2012, in Erwägung gezogen.

Die Aufzeichnungen der Herzaktivität mittels EKG kann nicht zuverlässig auf eine kornorare Herzkrankheit hinweisen.
Man kann Patienten, welche unter üblichen Risikobewertungen, in Niedrig-, Mittel- und Hoch-Risiko-Gruppen eingeteilt wurden, durch ein EGK den Gruppen nicht genauer zuteilen.
Zu diesem Schluß kommt eine Übersichtsarbeit zu dem Thema welche sich an der oben erwähnten Leitlinie aus den USA (USPSTF) orientiert.
Ein EKG zur Früherkennung der koronaren Herzkrankheit führt nich dazu, dass weniger Menschen hieran sterben, bzw Herzinfarkte oder Herzinsuffizienz vermieden werden.
Nicht jede früh erkannte KHK wird lebensbedrohlich oder verursacht jemals im Leben Probleme und es ist nicht erwiesen, dass hier eine frühe Behandlung besser ist, als eine zu einem späteren Zeitpunkt. Fraglich ist auch, ob ein EGK zusätzliche, medizinisch relevante Daten liefert.

Zur möglichen körperlichen Schäden durch ein EKG gibt es keine Studien.
Sowohl das Ruhe- als auch das Belastungs-EKG ist körperlich unproblematisch, wobei das letztere gelegentlich zu Kreislaufproblemen führen kann,

Nachteilich kann allerdings sein, dass bei auffälligen Befunden Folgeuntersuchnungen durchgeführt werden, die Schäden verursachen können.
So werden bei einer Röntgen- oder Computertomographie schädliche Strahlen eingesetzt und bei einer Herzkatheteruntersuchung können Blutgefäße odern Nerven verletzt werden, bzw. das Kontrastmittel nicht vertragen werden. Die Untersuchten werden somit oft unnötig behandelt und beunruhigt.

Fazit

Ein EKG zur Früherkennung der koronaren Herzkrankheit ohne Beschwerden hat somit keinen zusätzlichen Nutzen.
Wer die beiden wichtigsten Risikofaktoren, nämlich Übergewicht und Rauchen, vermeidet, kann seinen Risikofaktor, ganz ohne zusätzliche ärztliche Diagnostik, deutlich senken.

Quellen:

Roger Chou, MD; Bhaskar Arora, MD; Tracy Dana, MLS; Rongwei Fu, PhD; Miranda Walker, MA; Linda Humphrey, MD:
Screening Asymptomatic Adults With Resting or Exercise Electrocardiography: A Review of the Evidence for the U.S. Preventive Services Task Force. 2011

http://annals.org/aim/article/747127/screening-asymptomatic-adults-resting-exercise-electrocardiography-review-evidence-u-s