Die IGel-Leistung
Beim PSA -Test wird das Blut auf eine erhöhte Konzentration eines bestimmmten Eiweiß-Moleküls (Prostata-spezifisches Antigen) getestet, das hauptsächlich in der Prostata produziert wird.
Da ein Prostatakrebs oft besonders viel PSA produziert wird der PSA-Test zur Überprüfung eines Krebsverdachts eingesetzt.
Sollte ein Arzt eine Verdickung an der Prostata ertasten oder soll ein bestehender bzw. wieder ausgebrochener Krebs beobachtet werden, ist der PSA-Test eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen.
Zur Früherkennung ist es eine IgeL-Leistung und kostet zwischen 25 und 35 Euro.
Prostata und Gesundheit
Prostatakrebs wird im Durchschnitt mit 69 Jahren entdeckt und betrifft somit hauptsächlich ältere Männer.
Er ist zwar bei Männern die dritthäufigste Krebstodesursache, in der Altesgruppe der Männer zwischen 55 und 60 Jahren rückt der Tod durch Prostatakrebs allerdings auf Platz 22. Da er langsam wächst sterben viele Männer nicht an Prostatakrebs sondern mit ihm.
Der Grund, warum sich die jährlich neu entdeckten Krebsfälle seit 1980 verdoppt haben liegt nicht allein an der älter werdenden Bevölkerung, sondern vor allem an den großen Verbreitung von PSA-Tests zu Früherkennung.
Während einige Männer evtl. vom PSA-Test profitiert haben, sind auf der anderen Seite zahlreiche Männer zu Krebpatienten geworden, die ohne den Test wahrscheinlich nie Beschwerden bekommen hätten und deren Krebs nie entdeckt worden wäre.
Eine große Anzahl von Männen muß nun aber mit den Folgen einer unnötigen Behandlung leben.
Der PSA-Test
PSA ist ein Bestandteil der Samenflüssigkeit und dient dazu, die Beweglichkeit der Spermien zu erhöhen.
Ins Blut gelangt PSA nur bei gestörtem Gewebe, z. B. nach einer Entzündung oder bei einer gutartig vergrößerten Prostata oder nach äußeren Reizungen verursacht z. B. durch einen Blasenkatheter oder eine Darmspiegelung.
Das bedeutet, dass ein erhöhter PSA-Wert nicht zwingend auf Prostatakrebs schließen läßt.
Falls der PSA-Wert auffällig hoch ist, wird meist ein zweiter Test durchgeführt. Ist der Wert auch hier erhöht wird eine Gewebeprobe der Prostata entnommen.
Es gibt keinen klaren PSA-Grenzwert. Je höher der Wert allerdings ist, desto eher läßt er auf Krebs schließen.
Der PSA-Test wurde 1986 entwickelt und kurze Zeit später als Methode zur Früherkennung von Prostatakrebs gefeiert. Zahlreiche Studien, die den Nutzen des PSA-Tests zur Krebsfrüherkennung überprüfen, stellen diesen in Frage und bewerten ihn als tendentiell negativ.
Fachgesellschaften haben eine S3-Leitlinie (Leitline mit hoher Qualität) unter Leitung der Deutschen Gesellschaft für Urologie sowie der Deutschen Krebshilfe „Zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms“ veröffentlicht. (1)
Hiernach soll Männern nur ein PSA-Test angeboten werden, wenn sie drei Bedingungen erfüllen:
- über 40 Jahre alt
- Wunsch auf Früherkennungsuntersuchung eines Prostatakarzinoms
- Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren
Außerdem sollte der Arzt die Patienten natürlich über möglichen Folgen und Risiken aufklären
Der amerikanische Urologenverband empfiehlt:
- keinen PSA-Test bei Männern unter 40 Jahren
- keine Routineuntersuchungen bei Männern zwischen 40 und 55 Jahren
- ausführliche Informationen zum PSA-Test für Männer zwischen 55 und 68 (und dann den Test nur alle 2 Jahre durchführen)
- routinemäßigen Test erst für Männer über 70 oder einer Lebenserwartung von unter 10 bis 15 Jahren
Diagnostik und Nutzen
Labore könnenden PSA-Wert zuverlässig ermitten, während PSA-Teststreifen keine zuverlässigen Ergebnisse liefen und somit auch nicht zur Früherkennung eingesetzt werden sollten.
Der allgemein übliche PSA-Schwellenwert liegt bei 4ng/ml. Diese Konzentration bedeutet allerdings nicht, dass zwingend ein Tumor vorliegt und umgekehrt bedeutet ein niedriger Wert nicht, dass ein Tumor grundsätzlich auszuschließen ist. Er ist lediglich ein Mittelwert, der gewährleisten soll, dass nicht allzu viele Tumore übersehen werden und es es nicht zu viele Fehldiagnosen gibt.
Die Auswertung der aktuellen Studien zeigt, dass es bei der Sterblichkeitsrate von Männern mit Prostatakrebs keinen Unterschied machte ob die Männer einen PSA-Test durchführten haben oder nicht.
Eine andere Studie („ERSPC-Studie“) (2), in der Männer 10 Jahre lang nachbeobachtet wurden, kommt hingegen zu dem Schluß, dass in der Gruppe der über 55-Jährigen weniger Männer sterben.
Andere Studien belegen diesen Überlebensvorteil nicht.
Diagnostik und Schaden
Zwar ist der PSA-Test selbst nicht schädlich, es handelt sich um eine einfache Blutabnahme, jedoch werden durch die Tests zahlreiche Fehlalarme ausgelöst.
Ist der PSA-Wert im Blut erhöht, ist erst durch eine Gewebeprobe eine genauere Diagnostik möglich.
Oft findet sich kein Krebs, aber die Männer hatten eine überflüssige Untersuchung mit möglichen Nebenwirkungen wie Schmerzen, Blutung und Infektionsgefahr.
Im umgekehrten Fall, können sich Männer durch einen unauffälligen PSA-Wert in trügerischer Sicherheit wähnen.
Studien belegen, dass der gößte Schaden allerdings duch die Überdiagnose entsteht.
Bei Männern, die eine PSA-Früherkennung durchführen lassen, wird öfter Prostatakrebs entdeckt als bei solchen, die auf den Test verzichten, aber nicht jeder entdeckte Prostatakrebs muss auch behandelt werden.
Es kann ausreichen die Entwicklung von kleineren Tumoren abzuwarten und eine Therapie erst dann einzuleiten, wenn die Erkrankung fortschreitet.
Wird zu früh und oft unnötig, therapiert, leiden die Männer unter oft erheblichen Nebenwirkungen der Behandlung wie Impotenz, Inkontinenz und Knochenschäden durch Hormontherapie.
Fazit
Ob ein PSA-Test Männer vor dem Tod durch Prostatakrebs bewahren kann, ist nach wie vor umstritten. Zwar ist der Nutzen für die Männer, die dank PSA-Test nicht am Prostatakrebs sterben, groß, gemessen an der Anzahl der Männer die dafür getestet werden müssen aber wiederum gering.
Aus aktuellen Studien läßt sich, trotz wiedersprüchlicher Ergebnisse, schließen, das der PSA-Test zur Prostatakrebsfrüherkennung eher ein geringen Nutzen für die Männer bietet, die Gefahr von Überdiagnosen und Schäden ist allerdings unbestritten.
Quellen:
(1 ) http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/043-022OL.html
Ilic D, Neuberger MM, Djulbegovic M, Dahm P.: Screening for prostate cancer.2013
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23440794
Chou R, Croswell JM, Dana T, Bougatsos C, Blazina I, Fu R, Gleitsmann K, Koenig HC, Lam C, Maltz A, Rugge JB, Lin K.:Screening for prostate cancer: a review of the evidence for the U.S. Preventive Services Task Force.2011
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21984740
Carter HB, Albertsen PC, Barry MJ, Etzioni R, Freedland SJ, Greene KL, Holmberg L, Kantoff P, Konety BR, Murad MH, Penson DF, Zietman AL.:
Early detection of prostate cancer: AUA Guideline. 2013
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23871525
Robert K. Nam, MD, MSc, Thomas K. Oliver, BA, Andrew J. Vickers, PhD, Ian Thompson, MD, Philip W. Kantoff, MD, Howard L. Parnes, MD, Andrew Loblaw, MD, MSc, Bruce J. Roth, MD, Jim Williams, MS, Sarah Temin, MSPH, and Ethan Basch, MD: Prostate-Specific Antigen Test for Prostate Cancer Screening: American Society of Clinical Oncology Provisional Clinical Opinion. 2012
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3439233/